BEIFUSS
Artemisia vulgaris
Sucht man in einem botanischen Inhaltsverzeichnis das Wort „Artemisia“, dann sieht man, dass es in dieser Familie einige Heil- und Gewürzpflanzen gibt, die diesen Namen tragen und deren Wirksamkeit und Heilkraft gefragt sind. Neben dem Gemeinen Beifuß (A. vulgaris) hat sein „großer Bruder“ der Wermut (A. absinthium) die führende Rolle als Heilpflanze übernommen; große Bedeutung hat der Einjährige Beifuß (A. annua) vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin, aber auch der Zitwer (A. cina) kam in der Volksmedizin zur Anwendung und die Eberraute (A. abrotanum) hat heute vorwiegend in der Homöopathie ihr Einsatzgebiet. Bleibt noch der Estragon (A.dracunculus), der weltweit als Gewürzpflanze kultiviert wird.
Der Gemeine Beifuß trägt im Volksmund auch noch einige andere Namen. So nannte man ihn Wilder Wermut, Johannesgürtel-, Weiber-, Jungfern-, Sonnwend-, Fliegen- oder Besenkraut. Warum die Pflanze den lateinischen Namen Artemisia bekam, ist nicht sicher zu beurteilen; auch bei der deutschen Bezeichnung Beifuß gibt es nur Vermutungen: z.B., dass nach einem alten Aberglauben die Pflanze vor der Ermüdung der Beine schützt, wenn man sie am Fuß anbindet.
ANWENDUNG IN DER HAUSAPOTHEKE
In der Volksmedizin war und ist der Beifuß eine gern verwendete Heilpflanze, da sie in ausreichender Menge in der Natur zu finden ist und in einigen Indikationen zur Anwendung kommen kann.
Teezubereitungen mit Beifuß werden in der Volksmedizin als bitter-aromatisches Mittel bei Appetitlosigkeit, Blähungen und Völlegefühl verwendet, oder auch bei Zuständen, bei denen durch zu gering vorhandene Magensäure eine reibungslose Verdauungskette gestört ist. Zusätzlich unterstützt die verbesserte Gallensekretion eine optimale Verwertung der aufgenommenen Nahrung.
In der Volksmedizin schreibt man dem Beifuß auch günstige Eigenschaften bei der Behandlung von Krämpfen, Koliken, Menstruationsbeschwerden zu.
TEEBEREITUNG
Ein gehäufter Teelöffel wird mit 150 ml kochendem Wasser übergossen, man lässt 5 Minuten ziehen und seiht dann ab.
Als appetitanregender Tee werden 2-3 x täglich eine Tasse 20 Min vor dem Essen getrunken; als verdauungsfördernder Tee wird der Tee am Ende des Essens eingenommen.
ANWENDUNG IN DER KÜCHE
Den Beifuß findet man immer wieder auch als sinnvolles Gewürz bei fetten Speisen zur Verbesserung der Verdauung. Der bitter aromatische Geschmack passt durchaus zum fetten Schweinebraten oder zur Martinigans.
Günstig kann sich auch die Einnahme eines Beifuß-Aperitifs auf die Verdauungskräfte und den Appetit auswirken. Dabei wird Beifuß mit Melisse und Pfefferminze in Weißwein über 24 Stunden angesetzt, danach wird abgeseiht; eventuell kann man mit etwas Honig den Aperitif süßen.
Nebenwirkungen
Bei der Einnahme in therapeutischen Dosen sollte es zu keinen Nebenwirkungen kommen. Im Einzelfall ist eine Kontaktdermatitis beschrieben worden; in den Pollen sind Substanzen mit allergenem Potenzial.
ZUSAMMENFASSUNG
Der Beifuß ist eine Heilpflanze, die in der Volksmedizin gut verankert ist. Da sie schwächer als der „große Bruder“ Wermut wirkt, wird dieser in der Schulmedizin angewandt. Der Beifuß ist auf den nördlichen Kontinenten sehr häufig an trockenen, aber auch an feuchten Standorten zu finden. Die Bitterstoffe und das ätherische Öl machen ihn zu einer Heilpflanze, die zur Verbesserung des Appetits und der Verdauung beitragen. Man nützt ihn aber auch bei Krämpfen und Menstruationsbeschwerden.