September 2023 Löwenzahn – aus dem Schatzhaus der chinesischen Arzneien

 Löwenzahn (Taraxacum)

In der chinesischen Medizin ist der Löwenzahn seit dem 7. Jahrhundert in Arzneibüchern erwähnt, im Westen zählt er ebenfalls zu den frühen Pflanzenheilmitteln. In beiden Kulturen wird die gesamte Pflanze, von der Wurzel bis zur Blüte verwendet.

Nach den chinesischen Angaben ist das Temperaturverhalten kalt und es besteht ein Bezug zu den Funktionskreisen „Leber und Magen“. Löwenzahn wirkt kühlend und entgiftend und dadurch Schwellungen und Stauungen lösend.

Die westliche Medizin stützt sich auch hier wieder auf die wirksamen Inhaltsstoffe (Taraxacin und Enuline)und so wird der Löwenzahn bei Magenbeschwerden und Gallenfunktionsstörungen eingesetzt. Er erhöht die Gallensekretion und stellt ein Bittermittel dar. 

In der chinesischen Medizin lassen sich alle Arten von „Wärmeprozessen“, auch Entzündungen und Schwellungen mit Löwenzahn behandeln. Das beginnt bei der Infektion der oberen Luftwege, bei der Tonsillitis, der chronischen Bronchitis und reicht bis zu infektiösen Hepatitis oder den Harnwegsinfektionen, auch die akute Mastitis läßt sich mit Löwenzahn therapieren. Ebenfalls als Indikationen werden aufgeführt: Furunkulose, Schwellungen der Halsdrüsen sowie Augenschwellungen. Das Wirkspektrum des Löwenzahn ist in der chinesischen Medizin also weit gefächert.

Juli 2023 Pfingstrose – aus dem Schatzhaus chinesischer Arzneien

 Pfingstrose (Paeonia officinalis)

In der chinesischen Medizin spielt die Pfingstrose seit über 2000 Jahren eine zentrale Rolle. Sie gilt als die Königin der Blumen, vergleichbar mit der Rose in unserer Kulturkreis. Bei uns im Westen spielt die Pfingstrosenwurzel nahezu keine medizinische Rolle. In China werden weißblühende und rotblühende Pflanzen eingesetzt. Während die weißblühende Pfingstrose mit neutralem Temperaturverhalten ausschliesslich und eindeutig dem Funktionsbereich „Leber“ zugeordnet wird und hier beruhigt, dämpft und ausgleicht steht bei der rotblühenden Pfingstrose die Kühlung der schädigenden Wärmeprozesse im Vordergrund.

Senn sich ein „schädigender Wärmeprozess“ im Funktionsbereich Leber ausgebreitet hat, äussert sich die Symptomatik mit Krämpfen, ziehenden Schmerzen in den Extremitäten, Bauchschmerzen, Schmerzen an den Rippenbögen und Verdauungsbeschwerden.

Die Pfingstrosenwurzel wirkt hier erweichend, dämpfend und schmerzstillend.

Bei Symptomen, wie schmerzhafte, starke Regelblutungen, spontanen Schweißausbrüchen und Nachtschweißen hilft sie die stofflichen Energiereserven zu erhalten und zu sammeln. Beim dritten und häufig vorkommenden Krankheitsbild mit Symptomen wie Kopfschmerz, Schwindel, Sehstörungen und Augenflimmern bei hochrotem Kopf wirkt die weißblühende Pfingstrosenwurzel beruhigend, erweichend, kühlend und absenkend.

Aufgrund der eindrucksvollen und in der chinesischen Medizin immer wieder zu beobachtenden Wirkungen dieses Mittels ist es erstaunlich, dass die Pfingstrosenwurzel in der westlichen Medizin keinen nennenswerten Bezug findet.

Juni 2023 Leinsamen – aus dem Schatzhaus der chinesischen Arzneien

 Leinsamen (Semen Lini)

Der auch bei uns bekannte Leinsamen wird seit dem 11. Jahrhundert in der Chinesischen Pharmazeutik erwähnt. Das Temperaturverhalten wird als neutral mit einer Tendenz zur Wärme beschrieben, die Geschmacksrichtung wird als süß angegeben. Der Leinsamen zeigt einen besonderen Bezug zu den Funktionskreisen „Lunge“, „Milz“, „Leber“ und „Niere“. Vor allem wird als Wirkung jedoch hervorgehoben, dass er den Funktionsbereich „Leber“ und „Niere“ nährend ergänzt und stützt und dabei auch eine laxierende Wirkung entfaltet.

In der westlichen Pflanzenheilkunde beeindruckt in erster Linie das Quellungsvermögen des Leinsamens, wobei durch einen Dehnungsreiz die Darmperistaltik gefördert wird. Durch die Schleimwirkung und das als Gleitmittel wirkende Öl wird die abführende Wirkung noch verstärkt. In diesem Sinne gilt der Leinsamen bei uns nahezu ausschliesslich als Laxans und wird in vielen Arzneimittelkombinationen zur Therapie bei Verstopfung eingesetzt. 

Diese Indikation spielt auch in der chinesischen Medizin eine Rolle. Im Vordergrund steht allerdings die aufbauende und Energie zuführende Wirkung. So wird das Mittel in erster Linie also bei einem Säfteverlust im Bereich der Funktioinskreise „Leber“ und „Niere“ eingesetzt, hier mit einer Symptomatik, wie früh gealtertes Aussehen, früh ergrautes Haar, allgemeine Kraftlosigkeit und leichte Erschöpfbarkeit.