Oktober 2023 Ingwer – aus dem Schatzhaus der chinesischen Arzneien

 Ingwer

Der Ingwer hat inzwischen längst in vielen Küchen Einzug gehalten und ist immer beliebter geworden. Die Aussage der Chinesen, dass bei jedem Essen auch Ingwer enthalten sein sollte, verweist auf seine Bedeutung als Digestivum, die seit altersher in China hervorgehoben wird. Die frische Ingwerwurzel zeigt einen besonderen Bezug zum Funktionsbereich Lunge und vor allem zur Mitte. Bei der getrockneten Wurzel erweitert sich das Wirkspektrum noch auf die Funktionskreise Herz und Niere.

Die frische Ingwerwurzel löst die Oberfläche und wirkt schweißtreibend. Die gesamte Mitte wird erwärmt, Übelkeit beseitigt. Der Schleim wird sowohl aus dem bronchialen Bereich als auch aus dem Bereich der Mitte abgeleitet. Darüber hinaus wird der Lungenbereich erwärmt und er Hustenreiz gestillt.

Ingwer läßt die aktiven Energien zurückkehren – die erwärmende Wirkung hat so einen allgemein belebenden Einfluß auf sämtliche Funktionsbereiche.

Bei Erbrechen und Unverträglichkeitsreaktionen nach verdorbenen Speisen ist Ingwer ein besonders zuverlässiges Heilmittel. Auch bei Arzneimittelunverträglichkeiten, wo es unter Umständen zu einem sofortigen Erbrechen kommen kann, verwendet die chinesische Medizin reinen Ingwerpreßsaft, um dies zu unterbinden.

Mai 2022 Gelber Enzian

GELBER ENZIAN

Gentiana lutea L. und Unterarten

Obwohl die prächtigen, dunkelblauen Enzian-Arten (Alpen-Enzian, Clusius‘ Enzian oder Kochscher Enzian) in den Alpen für viele Pflanzenfreunde der Inbegriff des Enzians sind und auf Schnäpsen und Lebensmitteln abgebildet werden, ist der Gelbe Enzian die Leitpflanze in der Verwendung der Enzianarten als Heilpflanze. Neben dem Gelben Enzian finden wir noch fast 40 Enzianarten in den Alpen, weltweit sind es rund 400 Arten.

Die Enzianarten mit ihren Bitterstoffen waren nicht nur in Arzneien beliebt; sie sind und waren auch Bestandteil verschiedener Kräuterliköre und Schnäpse, die vor oder nach dem Essen – als Aperitif oder als Digestiv – gereicht werden. Daher kam es auch zu einer Gefährdung verschiedener Enzianarten; mit dem Gelben Enzian waren der Getüpfelte Enzian, der Purpur-Enzian, der Pannonische oder Ostalpen-Enzian und der Schwalbenwurz-Enzian in den Arzneibüchern. Der hohe Bedarf machte es notwendig, diese Pflanzen unter Schutz zu stellen. Seitdem es aber gelungen ist, den Gelben Enzian im Feldanbau zu kultivieren und die „Ernte“ in der Natur zu reglementieren, ist es zur Erholung der natürlichen Bestände in den Alpen und den anderen Standorten in Europa gekommen.

MEDIZINISCHE ANWENDUNG

In drei Bereichen haben sich Extrakte aus Enzianwurzeln gut bewährt. Zunächst wirken die Bitterstoffe in passender Konzentration gut bei Appetitlosigkeit. Daher findet man die Enzianwurzel auch in verschiedenen flüssigen Stärkungsmitteln. Weiters eignen sich Extrakte zur Behandlung von dyspeptischen Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit oder Druck und Schmerzen im Oberbauch. Darüber hinaus sind Enzianwurzelextrakte in einem kombinierten Arzneimittel mit Eisenkraut, Schlüsselblume, Holunder und Sauerampfer zur Verbesserung der Sekretolyse und zum Verdünnen von zähem Schleim bei Infektionen im Nasen-, Nebenhöhlen- und Rachenraum.

ENZIANSCHNAPS

Das Brennen von Enzianschnäpsen war ursprünglich ein Privileg der Klöster. Seit einigen Jahrhunderten wird Enzianschnaps von Betrieben mit Brenngenehmigung erzeugt. Der hohe Bedarf an Wurzeln kann nicht durch Wildsammlung allein abgedeckt werden, daher hat der feldmäßige Anbau zu einer Erholung der Vorkommen in der Natur geführt. Die doppelt gebrannten Schnäpse schmecken kaum bitter.

Der Bedarf an Enzianwurzeln zur Herstellung von Arzneimitteln und Schnäpsen beträgt 6000 t frische Wurzeln pro Jahr.

TEE-HERSTELLUNG:

2 – 4 g der getrockneten Enzianwurzel werden mit kochendem Wasser übergossen, man lässt 5 Minuten ziehen, seiht ab und trinkt den Tee mäßig warm.

Der Tee kann auch als Kaltauszug (Mazerat) hergestellt werden; dafür wird obige Menge mit kaltem Wasser übergossen, man lässt 8 – 10 Stunden ziehen, erwärmt kurz und seiht ab.

Zur Appetitanregung wird der Tee eine halbe Stunde vor dem Essen getrunken, zur Verbesserung der Verdauung nach dem Essen.

ZUSAMMENFASSUNG

Der Gelbe Enzian gehört zu den in der Natur geschützten Pflanzen. Er wird auch feldmäßig angebaut.

Extrakte aus den Wurzeln werden bei Appetitlosigkeit, dyspeptischen Beschwerden und in pflanzlichen und homöopathischen Arzneimitteln zur Behandlung von Erkältungskrankheiten und deren Symptomen verwendet.

Das Amarogentin ist der intensivste Bitterstoff mit einem Bitterwert von 58 Millionen.

Neben der arzneilichen Anwendung ist der Enzianschnaps ein seit vielen Jahrhunderten beliebtes Produkt aus dem Gelben Enzian.