Oktober 2023 Ingwer – aus dem Schatzhaus der chinesischen Arzneien

 Ingwer

Der Ingwer hat inzwischen längst in vielen Küchen Einzug gehalten und ist immer beliebter geworden. Die Aussage der Chinesen, dass bei jedem Essen auch Ingwer enthalten sein sollte, verweist auf seine Bedeutung als Digestivum, die seit altersher in China hervorgehoben wird. Die frische Ingwerwurzel zeigt einen besonderen Bezug zum Funktionsbereich Lunge und vor allem zur Mitte. Bei der getrockneten Wurzel erweitert sich das Wirkspektrum noch auf die Funktionskreise Herz und Niere.

Die frische Ingwerwurzel löst die Oberfläche und wirkt schweißtreibend. Die gesamte Mitte wird erwärmt, Übelkeit beseitigt. Der Schleim wird sowohl aus dem bronchialen Bereich als auch aus dem Bereich der Mitte abgeleitet. Darüber hinaus wird der Lungenbereich erwärmt und er Hustenreiz gestillt.

Ingwer läßt die aktiven Energien zurückkehren – die erwärmende Wirkung hat so einen allgemein belebenden Einfluß auf sämtliche Funktionsbereiche.

Bei Erbrechen und Unverträglichkeitsreaktionen nach verdorbenen Speisen ist Ingwer ein besonders zuverlässiges Heilmittel. Auch bei Arzneimittelunverträglichkeiten, wo es unter Umständen zu einem sofortigen Erbrechen kommen kann, verwendet die chinesische Medizin reinen Ingwerpreßsaft, um dies zu unterbinden.

Juni 2023 Leinsamen – aus dem Schatzhaus der chinesischen Arzneien

 Leinsamen (Semen Lini)

Der auch bei uns bekannte Leinsamen wird seit dem 11. Jahrhundert in der Chinesischen Pharmazeutik erwähnt. Das Temperaturverhalten wird als neutral mit einer Tendenz zur Wärme beschrieben, die Geschmacksrichtung wird als süß angegeben. Der Leinsamen zeigt einen besonderen Bezug zu den Funktionskreisen „Lunge“, „Milz“, „Leber“ und „Niere“. Vor allem wird als Wirkung jedoch hervorgehoben, dass er den Funktionsbereich „Leber“ und „Niere“ nährend ergänzt und stützt und dabei auch eine laxierende Wirkung entfaltet.

In der westlichen Pflanzenheilkunde beeindruckt in erster Linie das Quellungsvermögen des Leinsamens, wobei durch einen Dehnungsreiz die Darmperistaltik gefördert wird. Durch die Schleimwirkung und das als Gleitmittel wirkende Öl wird die abführende Wirkung noch verstärkt. In diesem Sinne gilt der Leinsamen bei uns nahezu ausschliesslich als Laxans und wird in vielen Arzneimittelkombinationen zur Therapie bei Verstopfung eingesetzt. 

Diese Indikation spielt auch in der chinesischen Medizin eine Rolle. Im Vordergrund steht allerdings die aufbauende und Energie zuführende Wirkung. So wird das Mittel in erster Linie also bei einem Säfteverlust im Bereich der Funktioinskreise „Leber“ und „Niere“ eingesetzt, hier mit einer Symptomatik, wie früh gealtertes Aussehen, früh ergrautes Haar, allgemeine Kraftlosigkeit und leichte Erschöpfbarkeit.