April 2022 Gelbwurz

GELBWURZ ODER CURCUMA

Curcuma domestica Val. (Syn. Curcuma longa L.)

Die Kurzcharakteristik der Heilpflanze könnte lauten: Tradition trifft Zukunftsperspektiven oder Zukunftspotenzial.

Es kommt nicht so oft vor, dass eine Heilpflanze seit Jahrtausenden hohes Ansehen genießt und trotzdem hohe Erwartungen in deren Zukunft gesetzt werden. Sollten sich die derzeit vorliegenden Forschungsergebnisse bei der Anwendung am Menschen bewahrheiten, dürfen wir Curcuma-Extrakte bei der Behandlung weiterer Krankheiten erwarten.

Wenn es um Curcuma geht, sind auf jeden Fall zwei Pflanzenarten im Spiel, die in ihrer Heimat seit Jahrtausenden wertvolle Heilpflanzen sind, aber auch als Gewürz eine Spitzenposition halten. Mit der oben genannten Gelbwurz, deren heutiges Hauptanbaugebiet in Indien liegt, rittert die Javanische Gelbwurz (Curcuma xanthorrhiza oder zanthorrhiza ROXB.) aus Indonesien um die Gunst der Anwender. Bisher galten beide Arten – trotz einiger Unterschiede – als etwa gleichwertig.

Eine weitere Besonderheit bei diesen Heilpflanzen liegt darin, dass das Potenzial ihrer Wirkungen noch nicht ausgeschöpft ist. Wurden diese Heilpflanzen aus der Tradition der Verwendung als Gewürz vorwiegend in der Therapie von Verdauungsproblemen – besonders bei Problemen der Gallenfunktion – eingesetzt, eröffnet die Forschungsarbeit der letzten Jahre ganz neue Einsatzmöglichkeiten.

Einen wesentlichen Fortschritt dabei brachte die deutliche Verbesserung der Aufnahme der wirksamen Inhaltstoffe durch den menschlichen Körper. Durch die schlechte Wasserlöslichkeit der Curcuminoide wird bei einer Teezubereitung nur ein verschwindend kleiner Teil der wertvollsten Wirkstoffe dem Körper zugeführt. Durch modernste Arzneiformen konnte dieses Manko überwunden werden und es ist nun möglich die Wirkstoffe in vernünftigen Mengen zu dosieren; besonders wichtig dabei ist, dass durch die spezielle Galenik der Arzneimittel jene Serumspiegel erreicht werden, die für das Erreichen der Wirkungen in neuen Indikationen notwendig sind.

MEDIZINISCHE ANWENDUNG

Bisher kam die Gelbwurz vorwiegend bei den dyspeptischen Beschwerden wie Übelkeit, Völlegefühl und Blähungen zur Anwendung, wenn eine verringerte Magensaftsekretion, eine gestörte Gallenfunktion (reduzierte Gallebildung und Galleausscheidung) oder eine unzureichende Fettverdauung im Vordergrund stehen. An dieser Wirkung sind sowohl die Curcuminoide als auch das ätherische Öl beteiligt.

Gegenanzeigen: Bei Gallensteinleiden und Verschluss der Gallenwege.

Blick in die Zukunft: Durch den höheren Anteil an Curcuminoiden und die günstigere Zusammensetzung des ätherischen Öls in C. longa wird diese Art als etwas wirksamer eingestuft als die Javanische Gelbwurz (C. zanthorrhiza ROXB.)

Ermutigende Ergebnisse in verschiedenen Studien lassen erwarten, dass gerade Erkrankungen mit entzündlichen Prozessen zur Behandlung mit Curcuma-Extrakten, die durch eine verbesserte Aufnahme durch den Körper auch ausreichende Serumspiegel erwarten lassen, einige Krankheitsbilder erfolgreich behandelt werden können.

Die hohe entzündungshemmende Kraft und gute Verträglichkeit des Curcumins soll deutliche Verbesserungen bei entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bringen, die schmerzhaften Entzündungen bei Arthrose und rheumatoider Arthritis mildern. Bei der Behandlung von Krebspatienten konnte sowohl der Zustand der Haut durch Strahlungsbelastung als auch die Nebenwirkungen bei Chemotherapien verbessert werden.

Hohe Erwartungen setzt man auch in die Behandlung von Diabetes Typ 2 Patienten in der Vorbeugung und auch bei Folgeerkrankungen im Bereich der Durchblutungsstörungen.

Indien hat den höchsten Curcumakonsum (330.000 t/Jahr) und eine auffallend niedrigere Rate an Alzheimer-Erkrankungen; daher erhofft man sich auch in dieser Richtung positive Aussichten für die Zukunft.

Ayurveda-Medizin: Da die Bedeutung der Gelbwurzel in der Ayurveda-Medizin hoch ist, wird sie in dementsprechend großen Mengen in Indien angebaut. Curcuma senkt alle drei Doshas; sie hilft bei Entzündungen von Augen und Ohren und schärft auch den Geruchssinn. Im Verdauungstrakt schätzt man ihre antiseptischen, karminativen, abführenden und appetitanregenden Wirkungen. Ein wesentlicher Einsatzbereich liegt im Bereich von Hautproblemen wie z.B. bei Juckreiz, Nesselsucht, Ekzemen, Gürtelrose, Allergien, Prellungen und verschiedenen Formen von Entzündungen im Körper. In der Therapie des Diabetes spielt Curcuma auch eine wesentliche Rolle.

In der indischen Ernährung gehört die Gelbwurz (Curry) zu jedem Essen und auch zu jeder religiösen Zeremonie in den Tempeln und zu Hause.

Curcuma in der Küche: Der getrocknete Wurzelstock ist als Pulver ein hervorragendes Gewürz und auch wichtiger Bestandteil in Curry-Mischungen. Der Geschmack wird als scharf bis brennend scharf, würzig und bitter beschrieben. Das Aroma entfaltet sich in vollem Umfang erst durch die Hitze beim Kochen.

ZUSAMMENFASSUNG

Die Gelbwurz hat ihre Heimat zwischen Indien und Indonesien; sie wird heute als Gewürz- und Heilpflanze in den feuchtwarmen Zonen Asiens kultiviert. Ihre Heilwirkung wird bereits im Sanskrit beschrieben. Auch heute schätzt man ihre Heilkraft und sie zählt zu den gut wirksamen verdauungsfördernden Mitteln.

Ätherisches Öl und die Curcuminoide führen zu einer verbesserten Verdauungs-Funktion bei dyspeptischen Beschwerden. Mit den antioxidativen, entzündungshemmenden und weiteren positiven Eigenschaften erwartet man sich durch Resorptionsverbesserungen den Einsatz bei Entzündungen im Darm, bei Arthrosen, Diabetes, zur Unterstützung bei Krebstherapien und bei Alzheimer Demenz.