Februar 2022 Bitterklee

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BITTERKLEE ODER FIEBERKLEE

Menyanthes trifoliata

Der Fieberklee oder Bitterklee ist eine sehr schöne Heilpflanze, die man an sehr feuchten Standorten finden kann. Er ist in der Natur selten anzutreffen, ist aber dann meist in größeren Mengen vorhanden. Wegen seines relativ seltenen Vorkommens zählt er zu den geschützten heimischen Pflanzen. Der Bitterklee oder Fieberklee gehört nun zu den Fieberkleegewächsen; früher war er in der Familie der Enziangewächse eingereiht.

Bei Wanderungen im Frühling sind die auffallend schönen Blüten für den Pflanzenkundigen schon aus einiger Entfernung zu erkennen.

MEDIZINISCHE VERWENDUNG

Medizinisch anerkannt ist die Wirkung auf den Verdauungstrakt. So ist es sinnvoll, flüssige Zubereitungen – Tee oder Fluidextrakte – bei Appetitlosigkeit und dyspeptischen Beschwerden zu geben. Dazu zählen Völlegefühl, leichte Blähungen und andere Symptome, die auch durch einen zu geringen Anteil an Magensaft verursacht werden.

Die Verwendung als Tee bei Erkrankungen mit Fieber wird von der Schulmedizin nicht anerkannt, da keine Wirkstoffe im Bitterklee sind, die auf eine fiebersenkende Wirkung schließen lassen.

TEEZUBEREITUNG

1 Teelöffel getrocknete Bitterkleeblätter werden mit ¼ Liter kaltem Wasser angesetzt, man erhitzt zum Sieden und kocht rund eine Minute; danach wird abgeseiht und der Tee mäßig warm und ungesüßt getrunken. Man kann den Tee auch über mehrere Stunden kalt ansetzen und ihn dann nur leicht erwärmt trinken; damit ist der Gehalt an Gerbstoffen reduziert.

Cave! Bei Magen- und Darmgeschwüren soll der Bitterkleetee nicht angewendet werden.

HOMÖOPATHIE UND HAUSAPOTHEKE

Menyanthes trifoliata ist auch in der Homöopathie ein Arzneimittel, das bei Nervenschmerzen, Kopfschmerzen oder zur Stärkung der Magenfunktion gegeben wird. Meist wird die Potenz D3 verwendet.

In der Volksmedizin wurde der Bitterklee häufig auch bei fieberhaften Infekten gegeben. Es hat sich aber gezeigt, dass die Pflanze keine fiebersenkenden Eigenschaften besitzt; dennoch ist es durchaus sinnvoll, Fieberklee bei Erkrankungen mit Fieber zu geben, da der appetitanregende und stärkende Effekt für den geschwächten Patienten genützt werden kann.

Als Fieber senkende Bestandteile kommen in diesen Teemischungen bei fieberhaften Erkältungskrankheiten (Weidenrinde oder Mädesüßblüten) zur Anwendung.

ZUSAMMENFASSUNG

Durch die Attraktivität seiner Blüten zählt der Bitter- oder Fieberklee zu den Heilpflanzen mit einer besonders schönen Blüte. Man sollte sich aber bewusst sein, dass es sich um eine geschützte Pflanze in einem sensiblen Vegetationsbereich handelt.

Dank der Bitterstoffe ist der Bitterklee ein gutes Mittel für den Verdauungstrakt, das zur Appetitsteigerung und bei dyspeptischen Beschwerden (Völlegefühl, leichte Blähungen ua.) anerkannt ist.

Die Anwendung als Fiebermittel ist nicht gerechtfertigt, obgleich es sinnvoll sein kann, die tonisierenden Eigenschaften bei fieberhaften Infekten zu nützen.

Januar 2022 Bitterstoffe

Bitterpflanzen – altes Wissen neu entdeckt

Zahlreiche uralte Quellen wie etwa der drei Jahrtausende alte „Rigveda“ einer der vier Hauptveden des indischen Ayuveda, sowie die verschiedenen Studien von Arzt-Botanikern der Antike bis hin zu den legendären Kräuterbüchern des 15.-17 Jahrhunderts belegen, dass Hochkulturen seit mehr als 3500 Jahren auf die einzelnen bitterstoffhaltigen Kräuter ihrer heimischen Flora zurückgreifen, um wirksame Mittel zur Behandlung der unterschiedlichsten Krankheiten zur Hand zu haben.

Wie wirken Bitterstoffe und warum sind sie so wertvoll für uns?

Beim Essen von bitter schmeckenden Lebensmitteln verziehen die allermeisten Menschen das Gesicht – sie empfinden den Geschmack als unangenehm und meiden ihn deshalb. Damit ursprünglich bittere Lebensmittel dennoch marktfähig blieben, reduzierte man züchterisch den Bitterstoffgehalt vieler Gemüse. Denn Endiviensalat, Radicchio oder Chicorée schmeckten früher deutlich bitterer – enthielten also damals viel mehr Bitterstoffe.

Geschmacksverstärker und Süssstoffe in Lebensmitteln haben zusätzlich dazu beigetragen, dass sich die Geschmackswahrnehmung der Verbraucher verändert hat. Dadurch schmecken uns vorwiegend salzige und süsse Speisen, von bitteren lassen wir lieber die Finger.

Auch viele Heilpflanzen, Wurzel- und Blattgemüse, die einen hohen Anteil an Bitterstoffen enthalten, sind weitgehend von unseren Tellern und aus unseren Tassen verschwunden: Zum Beispiel der Löwenzahn, der Wegerich, die Schafgarbe und viele anderen Wildpflanzen. Ja, viele Menschen erkennen diese Pflanzen gar nicht mehr in der Natur. Das ist schade, denn auf diese Weise entgehen ihnen wichtige Schutz- und Heilstoffe. 

Die Definition von Bitterstoffen

Die Definition von Bitterstoffen ist ganz einfach: Bitterstoffe sind Stoffe, die bitter schmecken. Die einzige Gemeinsamkeit dieser Pflanzenstoffe ist ihr bitterer Geschmack. Das bedeutet, dass Bitterstoffe völlig unterschiedliche Stoffe aus unterschiedlichen Stoffgruppen sein können. Sobald ein Stoff bitter schmeckt, darf er als Bitterstoff bezeichnet werden. So gibt es beispielsweise Bitterstoffe unter den Flavonoiden, Polyphenolen, Terpenen, Peptiden, Aminosäuren und Alkaloiden 

Die Wirkungen von Bitterstoffen

Im Körper bewirken (geniessbare) Bitterstoffe sehr viel Gutes. Am besten erforscht sind die positiven Wirkungen der Bitterstoffe auf die Verdauung. In der Naturheilkunde werden Bitterstoffe schon lange zur Linderung von Verdauungsbescherden eingesetzt, ob im Ayurveda, in der traditionellen chinesischen Medizin oder auch in Europa (Enzian, Wermut, Beifuss etc.) Die wichtigsten Wirkungen von Bitterstoffen sind die folgenden:

  1. Bitterstoffe regen die Verdauung an, fördern die Bildung von Verdauungssäften und unterstützen die Gallen- und Leberfunktionen.
  2. Bitterstoffe regulieren den Appetit und helfen so beim Abnehmen.
  3. Bitterstoffe stoppen Heisshungerattacken und unterstützen so den Ausstieg aus der Zuckersucht.
  4. Bitterstoffe helfen bei der Entgiftung.
  5. Bitterstoffe tragen zur Entsäuerung bei.
  6. Bitterstoffe helfen dabei, Candida zu bekämpfen und die Darmflora zu regulieren.
  7. Bitterstoffe tragen zur Senkung eines erhöhten Cholesterinspiegels bei.
  8. Bitterstoffe können u. U. die Symptome einer Histaminintoleranz verbessern.

Bitterstoffe können daher eine wichtige Komponente eines jeden ganzheitlichen Therapie- und Präventionsprogrammes sein. 

Bitterstoffe regen die Verdauung an

Bitterstoffe fangen bereits im Mund an zu wirken: Beim Kauen reizen die im Essen enthaltenen Bitterstoffe die Nerven auf der Zunge. Dadurch wird die Produktion von Speichel angeregt. Die Enzyme im Speichel beginnen nun das Essen zu zerlegen – verdauen es also schon einmal vor.

Der Magen wiederum beginnt bereits mit der Produktion von Magensaft. Sobald das zerkaute Essen im Magen angelangt ist, kann dieser sofort mit der Verdauung loslegen. Enthält das Essen dagegen kaum Bitterstoffe, dauert die Verdauung länger.

Der bittere Geschmack stimuliert aber nicht nur den Magen, sondern auch die Leber, die Gallenblase, die Bauchspeicheldrüse und den Darm, welche daraufhin mit der Sekretion von Verdauungssäften und Verdauungsenzymen beginnen. Die Leber zum Beispiel wird so beim Entgiften unterstützt.

Aus diesem Grund können Bitterstoffe bei vielen Beschwerden wie Blähungen, Magensäuremangel, Verstopfung, Völlegefühl, aber auch Reizdarm, Gastritis und sogar bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen helfen.

Wie werden Bitterstoffe eingenommen?

Bitterstoffe gibt es auch in Form von Tropfen, Pulver, Säften und Kapseln zu kaufen. Eine qualitativ hochwertige Bitterstoff-Nahrungsergänzung beinhaltet in der Regel verschiedene Arten bitterstoffhaltiger Pflanzen, zum Beispiel Enzian, Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Löwenzahn usw.

Bis vor wenigen Jahren war man noch der Meinung, man müsse Bitterstoffe in jedem Fall so einnehmen, dass sie direkt im Mund wirken können. Von Kapseln wurde abgeraten. Inzwischen aber weiss man, dass Bitterstoff-Rezeptoren nicht nur im Mund, sondern im ganzen Körper vorkommen, also auch im Magen, im Darm, ja sogar im Gehirn, in der Lunge und in der Haut. Bitterstoffe können somit auch in Kapselform eingenommen werden, was besonders für jene Menschen wichtig ist, die sich so gar nicht mit dem bitteren Geschmack anfreunden können. Heisshungerattacken aber verschwinden schneller, wenn man die Bitterstoffe im Mund wirken lässt.

Interessant ist ausserdem, dass es 25 Geschmacksrezeptoren für bittere Geschmäcker gibt, während es für süsse Geschmäcker nur 3 gibt. Einerseits ist dies vermutlich auf den oben beschriebenen Warneffekt zurückzuführen, damit Giftpflanzen schnell erkannt werden.