Oktober 2016 – Thema: Das Naturheilverfahren Heilfasten

Im Monat Oktober werde ich das Naturheilverfahren Heilfasten beschreiben.

Diesmal ein kleine Vorbemerkung  – ich faste seit 20 Jahren regelmäßig einmal im Jahr immer unter Anleitung in einer Gruppe in Kombination mit einem Bewegungsprogramm. Seit 2011 bin ich immer mit Dagmar Schmidt und Frank Schöwing entweder fastend und wandernd oder fastend und reitend unterwegs. Diese Fastenleitung kann ich uneingeschränkt wärmstens empfehlen http://www.fastenwochen-dagmar-schmidt.de/

 

Definition des Fastens und verschiedener Formen des Fastens

Das Fasten ist der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel für begrenzte Zeit. Bei richtig durchgeführtem Fasten besteht gute Leistungsfähigkeit ohne Hungergefühl. Fasten betrifft den Menschen in seiner Körper-Seele-Geist-Einheit. Unverzichtbar dabei sind:
– eine ausreichende (mind. 2.5 l/Tag) kalorienfreie Flüssigkeitszufuhr (Mineralwasser, Tee) sowie natürliche Anteile in flüssiger Form wie Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte und Honig, max. 2.100 KJ (ca. 500 kcal)/Tag
– die Förderung der Ausscheidungsvorgänge über Darm, Leber, Nieren, Lungen, Haut
– das Einstellen eines Gleichgewichtes zwischen Bewegung und Ruhe
– sorgfältiger Kostaufbau und Hinführung zu einem gesünderen Lebensstil.

Der menschliche Organismus verfügt physiologischerweise über die Möglichkeit der «Ernährung von innen» aus eigenen Nahrungsreserven. Dabei treten Veränderungen im Stoffwechsel und in der Psyche auf, die in der methodisch korrekten Durchführung des Fastens unbedingt beachtet werden müssen. Aus dem Wasserfasten entwickelten sich verschiedene Varianten, die oft grundsätzliche Unterschiede aufweisen.

Heilfasten (nach Buchinger)

Es handelt sich dabei um einen Begriff, den der Arzt Dr. Otto Buchinger (1878–1966) prägte. Damit verbindet er das ärztlich betreute, stationäre multidisziplinäre Fasten, das die drei Dimensionen des Menschen berücksichtigt (medizinisch, psychosozial, spirituell) und sich
sowohl für Prävention und Therapie als auch für das «Fasten für Gesunde anbietet. Traditionell wird das Heilfasten durch die Gabe von Gemüsebrühe (1/4 l), Obst- oder Gemüsesäfte (1/4 l) und Honig (30 g) sowie reichlich Tees und Wasser modifiziert
Die Gabe von Buttermilch (nach Dr. H. Fahrner) ermöglicht längere Fastenzeiten. Beim Heilfasten wird neben der körperlichen Dimension, eine psychosoziale Dimension (psychische Veränderungen und Gruppendynamik, die entsteht, wenn Menschen zusammen fasten) und eine spirituelle Dimension (natürlicher Zugang zu höheren Bewusstseinszuständen, die in allen großen Weltreligionen besonders thematisiert
werden) angesprochen. Otto Buchinger betonte ferner die Bedeutung der «Diätetik der Seele» im Fasten wie das Lesen, die Musik, die Bildkunstbetrachtung, die Natur, den Humor und die Meditation (Buchinger, 1947).

Die positiven therapeutischen Auswirkungen durch eine regelmäßige Heilfasten-Kur konnten mittlerweile in einer ganzen Reihe klinischer Studien eindrucksvoll belegt werden.

Zu den zahlreichen Gesundheitsproblemen, die sich durch eine Heilfasten-Kur erfolgreich behandeln lassen, zählen beispielsweise:

Neurodermitis, Schuppenflechte, Allergien und Asthma

Rückenschmerzen bis hin zu rheumatischen Erkrankungen

Häufige Kopfschmerzen und Migräne

Magen- und Darmprobleme

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Schlafstörungen

Diabetes

Fettleibigkeit

Krebserkrankungen

Das Heilfasten beeinflusst ganz erheblich die Vorgänge in unserem Körper. Eine der bedeutendsten Wirkungen ist dabei die Stärkung unser körpereigenen Abwehrkräfte. Während im normalen Essalltag unser Immunsystem kräftig in den Verdauungsprozess mit einbezogen wird, kann es sich während einer Fasten-Phase deutlich stärker auf die Beseitigung krankmachender Eindringlinge stürzen. Heilfasten wird daher auch häufig als der innere, eigene Arzt bezeichnet. In den meisten Fällen ist es folglich auch eine absolut positive Reaktion des Körpers, wenn man während einer Krankheit keinen Appetit verspürt und nichts essen mag. Diese vorübergehende Appetitlosigkeit ist sozusagen ein evolutionsbedingter fest einprogrammierter Heilungsmechanismus, der leider häufig zu Unrecht mit den Worten „Kind, du musst doch was essen“ bedacht wird. In einigen Fällen ist es aber tatsächlich gesund, mal eine begrenzte Zeit nichts zu essen.

Darüber hinaus hat das Heilfasten auch eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf unsere Psyche. Nachdem die ersten, gelegentlich beschwerlichen Tage des Heilfastens vorüber sind, stellt sich häufig ein gewaltiger Energie-Schwung ein, der nicht nur die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit in die Höhe schnellen lässt, sondern auch den Gute-Laune-Pegel. Eine Heilfasten-Kur bringt uns nicht selten dazu, ein wenig innezuhalten und Abstand zu nehmen von der Hektik des Alltags. So können sich plötzlich lange angestaute Denkblockaden lösen oder ganz neue Ideen in den Kopf schießen.

Ein weiterer schöner Nebeneffekt des Fastens ist die zunehmende Sensibilisierung unserer Geschmacksnerven. Da kann es durchaus vorkommen, dass bereits der Geruch bestimmter ungesunder Lebensmittel plötzlich regelrecht abstoßend wirkt. Ebenso wird Rauchen als zunehmend widerlich empfunden. Schon viele Raucher sind durch das Heilfasten zu Nichtrauchern geworden. Viele Fastende setzen sich außerdem bereits während der Fastenkur ganz intensiv mit ihren Ernährungsgewohnheiten auseinander und entwickeln neue, gesunde Gelüste.

Hilft Heilfasten beim Abnehmen?

Die größte Motivation, die Menschen zum Fasten bringt, liegt jedoch unbestreitbar bei den meisten Fastenwilligen im Verlust von überflüssigen Pfunden. Da Übergewicht durchaus eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit darstellt, ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Maßnahme „abnehmen“ bei immer mehr Leuten eine große Rolle im Leben spielt.

Allerdings sollte man – wie bei allen anderen Diäten gleichermaßen – auch beim Heilfasten nicht außer Acht lassen, dass es nach dem Abnehmen anschließend zu einem bösen Jo-Jo-Effekt kommen kann. Dieser lässt sich auch nach dem Fasten nur dann vermeiden, wenn man bereit ist, dauerhaft seinen Lebensstil zu ändern.

Um dauerhafte Abnehmerfolge zu erzielen, ist eine kurze Fastenkur jedoch nicht wirklich gut geeignet. Nur den wenigsten Fastenden gelingt es, ihr neues Gewicht nach einer 7-10-tägigen Fastenkur über einen längeren Zeitraum zu halten. Für gewöhnlich zeigt die Waage spätestens 2-4 Wochen nach der Heilfasten-Kur wieder das Ausgangsgewicht an. Anders verhält es sich beim Langzeitfasten, das jedoch nur durchgeführt werden sollte, wenn tatsächlich reichliche Reserven vorhanden sind.

Nicht einfach drauflosfasten …

Gesunde Menschen können für gewöhnlich ohne Probleme auf eigene Faust zu Hause fasten. Man sollte jedoch auf keinen Fall einfach so drauflosfasten. Heilfasten klingt zwar zunächst recht simpel, ist es jedoch in keinster Weise. Es gibt viele kleine Fallstricke und Hindernisse, die einem das erste Fasten gründlich vermiesen können. Gerade wenn man ohne ärztlichen Beistand fasten möchte, ist es umso wichtiger, sich im Vorfeld intensiv mit dem Fasten zu beschäftigen.

Von den Entlastungstagen über die Darmentleerung und das eigentliche Fasten bis hin zum Fastenbrechen und den Aufbautagen gibt es jede Menge wichtige Dinge zu beachten. Außerdem gibt es nicht nur eine einzige richtige Fasten-Variante. Für den einen stellt das Buchinger-Fasten eine optimale Therapie dar und dem nächsten bekommt die F.X.-Mayr-Kur deutlich besser. Auch Saftfasten, Schleimfasten, Molkefasten oder die ebenfalls recht bekannte Schrothkur erzielen gute Heilerfolge. Es schadet auch in keinster Weise, wenn man sich  vorsichtshalber vor deiner ersten geplanten Fastenkur gründlich von deinem Hausarzt durchchecken lässt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Fasten

Richtig abschalten lässt sich in einer auf das Heilfasten spezialisierten Kurklinik, die im Idealfall auch in einer völlig unbekannten Umgebung liegt.

Gerade das erste Fastenerlebnis sollte idealerweise im Urlaub stattfinden. Wobei es hier keine Rolle spielt, ob man zu Hause oder in einer Kurklinik fasten möchte. Im Job hat man für gewöhnlich selten die Möglichkeit, sich bei Bedarf einfach mal ein Stündchen zurückzuziehen oder an die Luft zu gehen. Entspannung und Bewegung sind jedoch beim Heilfasten ganz besonders wichtig!

Es gibt aber auch viele Fastenfreunde, die bewusst im Alltag fasten, da der normale Alltagstrott im Arbeitsleben von eventuell aufflammenden Gelüsten ablenken kann.

Darüber hinaus ist der richtige Zeitpunkt zum Fasten wieder eine ganz individuelle Angelegenheit. Wichtig ist in diesem Zusammenhang lediglich, dass man neben den geplanten Fastentagen auch genügend Spielraum für die Aufbautage berücksichtigt. Der persönliche Kalender sollte daher gründlich studiert werden, bevor es mit dem Heilfasten losgeht.

 

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