Januar 2025 Sekundäre Pflanzenstoffe

Sekundäre Pflanzenstoffe und ihre Wirkung auf den Körper

Pflanzliche Lebensmittel enthalten Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe,

aber auch sekundäre Pflanzenstoffe, die eine enorm positive Wirkung auf

unsere Gesundheit haben können.

Übersicht der wichtigsten sekundären Pflanzenstoffe

Ich stelle in alphabetischer Reihenfolge die wichtigsten Pflanzenstoffe vor.

Die meisten davon gelten als sog. sekundäre Pflanzenstoffe. Die

Bezeichnung rührt daher, dass sekundäre Pflanzenstoffe im Gegensatz zu

den primären Pflanzenstoffen nicht als überlebensnotwendig für die Pflanze

gelten. Wichtig sind sie dennoch, da sie die Pflanze z. B. vor Fressfeinden

bewahren (Bitterstoffe), vor Krankheiten (Bakterien/Pilzen) schützen oder

bestäubende Insekten anlocken (Farbstoffe in den Blüten).

  1. Alkaloide

Alkaloide sind Pflanzenstoffe mit den unterschiedlichsten Wirkungen auf den

Körper. Sie können einerseits krebshemmend wirken, gelten aber insgesamt

eher als giftig. Eines der bekanntesten Beispiele für ein Alkaloid ist das

Koffein, das in Kaffee, Tee und Kakao vorkommt. Ein weiteres Alkaloid ist

das Solanin in Nachtschattengewächsen (in z. B. Tomaten, Paprika und

Kartoffeln).

2. Anthocyane

Bei den Anthocyanen handelt es sich um farbige Pflanzenstoffe, also um

Pigmente, die vielen Früchten und Blüten ihre blaue, violette oder rote Farbe

verleihen. Anthocyane kommen in großen Mengen in Weintrauben und

Beeren aller Art vor. Zu Anthocyanen und ihren gesundheitlichen Wirkungen

gibt es zahlreiche Belege. So sollen sie in der Herz-Kreislauf-Prävention

hilfreich sein, genauso bei der Gewichtskontrolle und vor können. Sie wirken

antioxidativ, entzündungshemmend, hemmen Mutationen und die

Ausbreitung von Krebszellen (Metastasierung), machen Krebszellen sensibler

für Chemotherapien und fördern gleichzeitig die Apoptose

(Selbstmordprogramm der Krebszellen).

3. Anthrachinone/Anthranoide

Bei den Anthrachinonen (auch Anthranoide genannt) handelt es sich um

Pflanzenstoffe mit abführender Wirkung, die manchmal in pflanzlichen

Abführmitteln enthalten sind, jedoch nur kurzfristig eingenommen werden

sollten. Anthrachinone finden sich zum Beispiel in Sennesblättern, Cascara

Sagrada (Rinde einer Faulbaumart) und in der Rhabarberwurzel.

4. Bitterstoffe

Bei den Bitterstoffen handelt es sich nicht um eine spezielle Stoffgruppe. Zu

den Bitterstoffen zählen hingegen alle Pflanzenstoffe, die bitter schmecken.

Bitterstoffe können einerseits vor giftigen Lebensmitteln schützen, da

manche Giftstoffe auch bitter schmecken. Doch gibt es auch bittere Kräuter,

die keineswegs schädlich sind, deren Bitterstoffe dagegen sehr gesund sind,

z. B. in Löwenzahn, Endiviensalat, Zuckerhutsalat, Chicorée, Kakao o. ä. Sie

unterstützen eine gesunde Verdauung, da sie die Ausschüttung von

Verdauungsenzymen und Magensäure fördern, können daher aber auch bei

Menschen mit zu viel Magensäure die Beschwerden verstärken.

5. Herzglykoside

Bei den Herzglykosiden handelt es sich um natürliche Diuretika, die das Herz

unmittelbar stärken, indem sie seine Kontraktionsfrequenz erhöhen. Auch

der Kreislauf wird durch sie verbessert, der Blutdruck gesenkt und die Nieren

entlastet. Herzglykoside sind z. B. im Wolligen Fingerhut und im Roten

Fingerhut enthalten (beide zählen zu den Giftpflanzen und eignen sich daher

nicht als Heilpflanzen). Aus ihnen werden die herzkraftstärkenden und

rhythmusstabilisierenden Medikamente Digoxin und Digitoxin gewonnen.

6. Cumarine

Cumarine sind in kleinen Dosierungen sehr hilfreiche Pflanzenstoffe. Sie

gelten als entzündungshemmend, blutgerinnungshemmend, pilz- und

virenhemmend, krebshemmend, blutdrucksenkend, antioxidativ und

nervenschützend. In regelmäßig höheren Dosierungen aber können sie zu

Leberschäden führen. Cumarine sind beispielsweise in Süßholz und dem

Cassia-Zimt enthalten. Da Ceylon-Zimt weniger Cumarine enthält, wird

häufig zu diesem geraten (um zu hohe Dosen zu vermeiden, wenn jemand

regelmäßig reichlich Zimt isst).

7. Kieselsäure

Pflanzen aus der Familie der Schachtelhalme, der Raublattgewächse sowie

der Gräser, z. B. Hafer und Hirse, nehmen besonders viel Kieselsäure aus

dem Erdreich auf. Da die Kieselsäure bzw. das enthaltene Silicium auch für

den menschlichen Organismus Vorteile hat, lohnt es sich, regelmäßig Hafer

zu essen (Hirse enthält bis auf Braunhirse weniger Silicium), um gut mit dem

Pflanzenstoff versorgt zu sein. Das Spurenelement Silicium ist wichtig für

Haar, Bindegewebe, Nägel und Haut, aber auch für die Knochen.

8. Flavonoide

Bei den Flavonoiden handelt es sich um Pflanzenstoffe aus der Gruppe der

Polyphenole. Zu den Flavonoiden gehören wiederum die Anthocyane (siehe

oben), Catechine und das Quercetin – alle mit antioxidativer,

krebshemmender und entzündungshemmender Wirkung. Gute Flavonoid-

Quellen sind Zwiebeln, Knoblauch, Basilikum, Spinat, grünes Blattgemüse,

Äpfel, Zitrusfrüchte, Tee, rote und gelbe Zwiebeln und Sojaprodukte. Ein

besonders bekanntes Catechin ist das EGCG aus Grüntee

(Epigallocatechingallat) oder auch OPC aus Traubenkernen, das ein beliebtes

Nahrungsergänzungsmittel ist. Inzwischen werden Flavonoide auch in

Zusammenhang mit ihrer positiven Wirkung auf kognitive Funktionen bei

neurodegenerativen Erkrankungen untersucht.

9. Glucosinolate (Senfölglykoside)

Senfölglykoside kommen vorwiegend in Pflanzen aus der Familie der

Kreuzblütler vor und sind in Senf, Kresse, Meerrettich sowie

Kohlgemüsearten u. a. für deren typisch scharfen Geschmack

verantwortlich.

Wie andere sekundäre Pflanzenstoffe können die Glucosinolate dazu

beitragen, das Risiko für chronische Krankheiten einschließlich Krebs zu

senken. Kreuzblütler wie Brokkoli, Rosenkohl, Kohl, Blumenkohl und

Grünkohl sind reich an Glucosinolaten und können auch lt. mancher Studien

das Krebswachstum hemmen und die Produktion krebserregender Hormone

verringern 

10. Schleimstoffe

Schleimstoffe sind Bestandteil vieler Pflanzen. Besonders hohe Anteile an

Schleimstoffen finden sich in Eibisch, Okraschoten, Malve, Leinsamen,

Flohsamen, Chiasamen und Isländisch Moos. Schleimstoffe speichern

Wasser und produzieren dadurch eine gallertartige Masse. Diese Masse hateine schützende, reizmildernde und feuchthaltende Funktion. So wirken

Schleimstoffe besänftigend auf die Schleimhäute im gesamten

Verdauungssystem vom Hals/Rachen (Eibischtee gegen Husten) bis zum

Darm (Floh- und Leinsamen zum Schutz der Darmschleimhaut). Aus diesem

Grund enthalten auch viele Darmreinigungsprogramme Floh- oder

Leinsamen; im Falle von Flohsamen ist es meist das

Flohsamenschalenpulver, da in den Schalen am meisten Schleimstoffe

enthalten sind.

11. Polyphenole

Polyphenole wurden oben schon bei den Flavonoiden erwähnt. Es handelt

sich um eine große Gruppe von Pflanzenstoffen, die sich in verschiedene

Unterklassen aufteilen lässt. Dazu zählen die Flavonoide, Phenolsäuren,

Lignane und Stilbenoide. Phenolsäuren, einschließlich Hydroxyzimtsäuren

und Hydroxybenzoesäuren, sind in vielen Getreidesorten, Früchten und

Gemüsen enthalten. Sie weisen ebenfalls – wie die Flavonoide – antioxidative

Eigenschaften auf und können möglicherweise zur Prävention von Herz-

Kreislauf-Erkrankungen beitragen.

Lignane, die in hohen Konzentrationen in Leinsamen und einigen

Gemüsesorten gefunden werden, haben östrogenähnliche Wirkungen und

können u. U. das Risiko für bestimmte Arten von Krebs, insbesondere

Brustkrebs, reduzieren. Stilbenoide, wie das bekannte Resveratrol, das in

Weintrauben und Beeren vorkommt, gelten als Anti-Aging-Stoffe mit u. a.

krebs- und entzündungshemmenden sowie herzschützenden Eigenschaften.

Eine Studie, die im International Journal of Functional Nutrition veröffentlicht

wurde, führt die Verringerung des Auftretens bestimmter Krebsarten

(Blasenkrebs, Brustkrebs, Dickdarmkrebs, Leukämie, Lungenkrebs,

Bauchspeicheldrüsenkrebs, Prostatakrebs und Hautkrebs) bei einer obst-

und gemüsereichen Ernährung auf die antioxidativen und

entzündungshemmenden Eigenschaften der Polyphenole zurück, die in einer

solchen Ernährung reichlich vorkommen.

12. Saponine

Saponine sind Pflanzenstoffe, die bitter schmecken und daher auch zu den

oben genannten Bitterstoffen zählen. Sie haben eine einzigartige chemische

Struktur, die es ihnen ermöglicht, Seifenbläschen in Wasser zu bilden. Daher

stammt auch ihr Name, der von „sapo“, dem lateinischen Wort für Seife,

abgeleitet ist. Mit dem saponinreichen Seifenkraut wurde daher früher auch

gewaschen.Die Wirkungen von Saponinen auf die Gesundheit sind vielfältig und

abhängig von der spezifischen Art des Saponins sowie der Pflanze, aus der

es stammt. Einige der bekanntesten gesundheitlichen Auswirkungen von

Saponinen umfassen:

1. Cholesterinsenkung: Saponine können helfen, den Cholesterinspiegel

im Körper zu senken. Sie binden an Cholesterin und verhindern dessen

Aufnahme im Darm, was zu einer Verringerung des

Blutcholesterinspiegels führen kann.

2. Immunmodulation: Einige Saponine können das Immunsystem

stimulieren und die Produktion von Antikörpern fördern. Sie können

auch entzündungshemmende Wirkungen haben.

3. Anti-Krebs-Eigenschaften: Einige Saponine haben gezeigt, dass sie

das Wachstum von Krebszellen hemmen und den programmierten

Zelltod (Apoptose) fördern können.

Obwohl Saponine gesundheitliche Vorteile bieten können, sind sie – wie

nahezu alle Pflanzenstoffe – in zu großen Mengen giftig und sollten daher

immer nur in Maßen eingenommen werden. Detaillierte Informationen zu den

genannten Wirkungen lesen Sie in unserem oben verlinkten Artikel zu den

Saponinen.

13. Tannine

Tannine gehören zu den Polyphenolen – Pflanzenstoffe, die in einer Vielzahl

von pflanzlichen Lebensmitteln und Getränken enthalten sind, etwa in Tee,

Kaffee, Rotwein, Schokolade und einigen Früchten (Kaki, aber auch viele

unreife Früchte) und Nüssen. Sie sind für den bitteren Geschmack

mitverantwortlich, den diese Lebensmittel manchmal haben. Eine der

bekanntesten Wirkungen von Tanninen (Gerbstoffen) ist ihre adstringierende

(zusammenziehende) Wirkung. Dies ist auf ihre Fähigkeit zurückzuführen,

Proteine zu binden und auszufällen, was zu einem Gefühl von Trockenheit im

Mund führen kann, wenn Lebensmittel oder Getränke, die Tannine enthalten,

konsumiert werden.

Auf der gesundheitlichen Ebene haben Tannine eine Reihe von potenziell

vorteilhaften Wirkungen. Sie haben starke antioxidative Eigenschaften und

können helfen, die Oxidation von Lipiden zu verhindern, was mit einer

verringerten Rate von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht

wird. Darüber hinaus zeigen einige Studien, dass Tannine

entzündungshemmende Wirkungen haben und zur Prävention von Krebs

beitragen können.Allerdings können Tannine auch zu Magen-Darm-Beschwerden führen und

zu einer schlechteren Aufnahme von Eisen und anderen Mineralstoffen

führen, so dass Sie nicht in übermäßigen Mengen konsumiert werden sollten,

was man jedoch schon allein aufgrund der zusammenziehenden Wirkung

nicht tun wird.

14. Ätherische Öle

Ätherische Öle sind Pflanzenstoffe mit starkem, aber bis auf wenige

Ausnahmen sehr angenehmem, Geruch. Ätherische Öle setzen sich aus bis

zu 100 verschiedenen Einzelsubstanzen zusammen, die einen hohen

therapeutischen Nutzen haben. So sind sie zum Beispiel stark antiseptisch,

antibakteriell und entzündungshemmend. Darüber hinaus wirken sie

harntreibend, krampflösend oder tonisierend auf Magen, Darm, Leber und

Galle. Besonders häufig finden ätherische Öle in der Aromatherapie

Anwendung. Da sie auch im psychischen Bereich ihre Wirkung zeigen,

können sie Stimmungen positiv verändern und Stimmungsschwankungen

ausgleichen. Einige der bekanntesten ätherischen Öle sind Öle aus dem

Teebaum, dem Schwarzkümmel, der Pfefferminze, dem Rosmarin, dem

Lavendel und dem Oregano.

15. Carotinoide

Beta-Carotin, Lutein, Lycopin und Zeaxanthin sind die bekanntesten

natürlichen Carotinoide – Sekundäre Pflanzenstoffe, die das Krebswachstum

hemmen, das Immunsystem stärken, die Sehkraft verbessern und die

Gesundheit der Haut fördern. Zu den Obst- und Gemüsesorten, die reich an

Carotinoiden sind, gehören Brokkoli, Aprikosen, Zucker-/Honigmelonen,

Karotten, Tomaten, Blattgemüse, Orangen, Süßkartoffeln, Wassermelonen

und Winterkürbisse. Auch Astaxanthin gehört zu den Carotinoiden und hat

stark antioxidative Wirkungen. Genauso gehören die Wirkstoffe im Safran zu

den Carotinoiden (Crocin und Crocetin), die sich ebenfalls sehr gut auf die

Haut- und die Augengesundheit auswirken.

16. Phytinsäure und Inositol

Inositol und Phytinsäure sind beide natürliche Pflanzenstoffe. Sie sind

chemisch miteinander verwandt, haben aber unterschiedliche Strukturen und

Funktionen.

Inositol ist eine Art Zuckeralkohol, ein Bestandteil von Phospholipiden, die

eine entscheidende Rolle bei der Zellmembranstruktur und der

Signalübertragung in den Zellen spielen. Inositol wird oft alsNahrungsergänzungsmittel verwendet, insbesondere bei Erkrankungen wie

dem polyzystischen Ovarialsyndrom und Depressionen.

Phytinsäure (Inositol-Hexaphosphat oder IP6), ist eine Verbindung, die in den

Samenschalen vieler Pflanzen, insbesondere Getreide und Hülsenfrüchte,

vorkommt. Phytinsäure ist bekannt dafür, dass sie Mineralstoffe wie Eisen,

Zink und Kalzium binden und ihre Aufnahme im Darm hemmen kann, was

jedoch nur selten zu tatsächlichen Mängeln führen kann (siehe voriger Link

unter Phytinsäure). Auf der anderen Seite hat Phytinsäure auch einige

potenzielle gesundheitliche Vorteile, nämlich antioxidative und

krebshemmende Eigenschaften.

17. Isoflavone

Die Pflanzenstoffe namens Isoflavone kommen in vielen Lebensmitteln vor, in

besonders hohen Mengen aber in Sojaprodukten. Im vorigen Link lesen Sie

alles zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Isoflavone, etwa wie sie –

aufgrund ihrer stark antioxidativen, entzündungshemmenden und

hormonregulierenden Eigenschaften bei Osteoporose,

Wechseljahresbeschwerden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und manchen

Krebsformen eingesetzt werden können. Allerdings sollten sie bevorzugt in

Form von Lebensmitteln (Sojaprodukten und anderen Hülsenfrüchten)

verzehrt und nicht isoliert als Nahrungsergänzung eingenommen werden.

18. Sulforaphan

Sulforaphan ist einer der antioxidativ wirksamen Pflanzenstoffe, der

Kreuzblütengewächse (Kohlgemüse, Kresse, Rettich, Rucola, Senf etc.) so

gesund macht. Er kann als Nahrungsergänzung begleitend bei chronischen

Erkrankungen fast aller Art eingesetzt werden, etwa bei

Atemwegserkrankungen, Gelenkbeschwerden (Arthritis und Arthrose) oder

auch bei Krebserkrankungen. Besonders hoch ist der Gehalt in

Brokkolisprossen. Da der Stoff hitzeempfindlich ist, enthält gekochtes

Gemüse nur noch wenig davon.

Pflanzenstoffe – Ihre Wirkungen und Nebenwirkungen

Die oben beschriebenen Pflanzenstoffe können – besonders wenn man sie

konzentriert und isoliert, z. B. in Form von Extrakten einnimmt – sehr intensiv

in ihrer Wirkung sein und bei Überdosierung auch Nebenwirkungen haben.

Gerade wenn Sie die Stoffe daher zu therapeutischen Zwecken einnehmen

möchten, ist es sinnvoll, die für Sie richtige Dosis mit einem ganzheitlich

orientierten Arzt oder Heilpraktiker abzusprechen. Im Zweifel halten Sie sich

an die Dosis, die vom jeweiligen Hersteller auf den Produkten angegeben

wird.