In diesem Jahr möchte ich sie mit den schillernden Persönlichkeiten in unserem Leben vertraut machen. Die herrlichen Beschreibungen stammen von Peter Levin (Soziologe, Religionswissenschaftler und Osteopath) aus seinem Buch „Deine Organe Dein Leben“
Der Dickdarm
Er hält den Rahmen
Dick und dünn sind Gegensätze, gehen aber stufenweise ineinander über. Der Dünndarm wird zum Dickdarm und die beiden arbeiten zusammen wie Brüder. Der Dünndarm ist der kleine quirlige und der Dickdarm der vernünftige große Bruder, der auf den kleinen Bruder aufpasst und ihn im Rahmen hält. Wie selbst bei guten Geschwistern durchaus üblich, versucht der eine den anderen reinzulegen und Schiefgelaufenes in die Schuhe zu schieben. Kommt der Speisebrei aus dem Dünndarm in den Dickdarm, muss dieser ihn weiterverarbeiten und weitertransportierten. Dabei entzieht der Dickdarm dem Speisebrei Wasser und fügt ihm Schleim hinzu. Dadurch wird dieser eingedickt und bleibt trotzdem weich und transportabel. Wird er überfordert, neigt er zur Verlangsamung des Transports und zur Verstopfung. Hält das zu lange an, können Aussackungen (Divertikel) entstehen. Blähungen sind typisch für den gesunden Dickdarm, treten aber vermehrt auf, wenn dieser belastet ist. Wer den Dickdarm liebt, gibt ihm faserreiche Kost zu verdauen. Das kann er gut ab und hält ihn auf Dauer gesund. Da der Dickdarm die unerledigten Aufgaben des Dünndarms übernehmen muss, sind die Freude des Dünndarms auch seine Freude.
Zwei Brüder durch dick und dünn
Dick und Dünndarm variieren Th die Themen von Beweglichkeit und Stabilität. Zugleich gehen beide durch dick und dünn. Durchfall ist ein Symptom des hyperaktiven Dünndarms, Verstopfung kann ein Symptom des hypoaktiven oder hyperstabilen Dickdarms sein. Die peristaltischen Bewegungen des Dünndarms laufen im verlangsamten Dickdarm weiter. Da der Dickdarm kaum Nahrung aufnimmt, braucht er weniger die vermissender Bewegung, die typisch für den Dünndarm ist. Die zum Enddarm gerichteten Bewegungen sind die funktionell bedeutsamen. Der Dickdarm kennt aber Bewegungsformen, die dem Dünndarm unbekannt sind: das sind die so genannten Massenbewegung und der gastrokolische Reflex, bei dem die Ausdehnung des Magens eine Aktivierung des Dickdarms bewirkt.
Wie der Magen den Tag beginnt
Vom Gastro Collection Reflex spricht die Physiologie, um ein vielen Menschen bekanntes, morgendliches Phänomen zu erklären: die erste Mahlzeit stimuliert den ersten Stuhlgang. Ein gesunder Magen freut sich über ein ausgedehntes Frühstück ohne hast. Dann kann auch er sich ausdehnen und den Magen Darmtrakt in Aktivität versetzen. So kann der ideale Magentag beginnen. Eine Dehnung des Magens durch das ankommende Frühstück wird als Reflex durch den Dünndarm bis zum Dickdarm weitergeleitet und führt dort zu einer Gesamtkontraktion des Dickdarms. Dabei wird der im Dickdarm befindliche Speisebrei fort bewegt und es kommt zum Stuhlgang. Dieser Reflex entlastet den Darm von der Verdauungsarbeit der Nacht und bereitet ihn für die Aufgaben des neuen Tages vor.
Kürzer und dicker
Im Vergleich zum Stand zu 5 m langen und mit nur 2,5 cm. Durchmesser recht dünnen Dünndarm ist der Dickdarm nicht nur dicker, sondern auch kürzer. Bei Erwachsenen ist der Dickdarm circa 1,5 m lang und mit einem Durchmesser von 7 cm vergleichsweise dick. Wie sein Darm Geschwister verfügt er über eine Muskel und Schleimhautschicht. Die Dickdarmschleimhaut nimmt fast keine Nahrung auf und ist daher auch dünner als jene des Dünndarms. Dick am Dickdarm ist nicht die Darmwand, sondern der Durchmesser des Darmrohrs. Die griechische lateinische Bezeichnung ist „Colon“ und spielt auf die Wurstform des Darmes an die Einschnürung der Regenmuskeln lassen den Eindruck von abgebundenen Würsten entstehen. Der Speisebrei aus dem Dünndarm besteht zu großen Teilen aus Ballaststoffen und Bakterien. Wie im Dünndarm arbeitet
die Darmschleimhaut mit den lokalen Bakterien bei der Verdauung zusammen. Auch die Synthese von Vitamin K aus Cellulose erfolgt im Dickdarm durch Bakterien. Vitamin K wird bei der Blutgerinnung benötigt und Mangelerscheinungen durch Darmerkrankungen könnten zu einer verstärkten Blutungsneigung führen.
Gerechtigkeit in der Generationenfolge
Der Dickdarm spielt die Themen des oberen Darmrohrs, Magen und Dünndarm, nochmals durch: Ansammlung mit Volumenzunahme und Blähungen, Beweglichkeit und peristaltisches Weiterbewegen des Inhalts. Der Dickdarm bekommt jene Probleme ab, die andere vor ihm nicht gelöst haben. Die Weitergabe oder Verschiebung der Verantwortung in die nächste Generation, ist im sozialen Leben und auch in der Organfamilie bekannt. Wird die Verantwortung an die nächste Generation weitergereicht, stellt sich natürlich die Frage nach der Gerechtigkeit in der Generationenfolge. Der Dickdarm stellt eine funktionelle Reserve da, verfügt aber nicht über die gleichen Möglichkeiten des Dünndarms. Der Dickdarm nimmt die unerledigten Aufgaben der vorherigen Darmabschnitte und Generation an, ist aber schnell überfordert.
Jagdtrieb und Stuhlgang
Der Dickdarm endet in einem halteorgan besonderer Art. Der Enddarm kann Stuhl sammeln und halten. Der Stuhl Verhalt ist, die konnte Nenz des Darmes. Menschen entwickeln im Laufe der ersten Lebensjahre, die Fähigkeit, Kot im Enddarm zu sammeln und zu halten, um ihn dann in regelmäßigen Abständen abzugeben. Eine Fähigkeit, die im hohen Alter wieder nachlässt. Menschheitsgeschichtlich stellt uns die Kontinentsfähigkeit auch in eine Reihe mit den Jagdtieren. Der Enddarm der Raub und Säugetiere ist fähig, den Stuhlgang zu kontrollieren. Denn wer jagen will, braucht die Doppelfunktion der Kontinentsorgane: Stuhl halten beim an, schleichen und angreifen, Stuhl entleeren in den Ruhephasen. Das Raubtier auf der Pirsch würde ständige Darmentleerungen Stören und den Erfolg der Jagd gefährden. Auch Menschen, die sich ihre Stuhlverhalt nicht sicher sind, fühlen sich dem jagen und treiben des Alltags nicht gewachsen und vermeiden es zu weilen, das Haus zu verlassen.
Darm-Exkursion
Wer den Dickdarm auf seinem Weg durch den Bauch folgt, lernt fast alle Organe kennen. Die Organliebhaber kommen dabei auf ihre Kosten. Er ist der Reiseführer des Bauches. Er nimmt auf seinen Touren den Dünndarm in die Arme und begegnet der Leber, dem Magen, der Milz und zuletzt noch der Blase. Er startet seine Exkursion im rechten Becken, zieht auf der rechten Bauchseite hoch bis zur Leber, schwingt als Girlande unter Magen nach links und steigt wieder ab ins Becken. Dort zieht er eine Schleife um die Blase und mündet in den Enddarm.
Blindes Säcklein
Benannt fangen, bildet der Dickdarm eine Aussackung . namens gebend war, dass diese Aussackung blind im Wurmfortsatz endet. Die Anatomen bezeichnen ihn daher als blind Darm. Umgangssprachlich wird oft von Blinddarmentzündung gesprochen, ob schon der Wurmfortsatz betroffen ist und nicht der ganze Blinddarm. In diesem Blinddarm Säckchen landet der Speisebrei, wenn er aus dem Dünndarm kommt. Der hier ansässigen Escherichia coli Bakterien tragen zur Gehrung und Luftbildung bei. Bei Tieren wie dem Koala Bär, der nur faserreiche Blätter frisst, ist der Blinddarm extrem lang. Überbläht der Blinddarm, wird das Übergangsventil überdehnt und Speisebrei kann von Blind -in den Dünndarm zurück fließen. Dabei gelangen Dickdarmbakterien in den Dünndarm und führen zu unangenehmen Blähungen und Störungen des Verdauungsprozesses.
Luft in Lunge und Darm
Aufgehängt ist die Querdarmgirlande über das Zwerchfell an den unteren Rippen. Dickdarm und Lungenbewegungen sind über diese Verbindung aufeinander abgestimmt. Die Belüftung der Lungen führt zu einer Aktivierung des Darmes; ein Umstand, der besonders deutlich wird, wenn über längere Phasen weniger tief geatmet wird. Das ist zum Beispiel bei bettlägerigen Personen oder Lungenkranken der Fall. Die Dynamik der Lungen sorgt dafür, dass die Luft am richtigen Ort bewegt wird: in den Lungen und nicht im Darm. Tiefe Atmung und körperliche Aktivität sind die beste Vorbeugung gegen Verstopfung. Bei Verstopfung kommt es zu Stau und häufig zu Gärungsprozessen mit übel riechenden Blähungen.
Eingeklemmt zwischen Magen und Milz
Am linken Winkel angekommen, kuschelt sich der Dickdarm zwischen Magen und Milz. Er kann die beiden irritieren und stützen, er kann aber auch durch Magenfüllungen und Milzschwellungen abgedrückt werden. Da Darmentzündungen sich oft in dieser Gegend abspielen, kann es in der Winkel-Gegend zu Schmerzen und Missstimmungen des Magens kommen. Anfällig ist diese Gegend auch beim Pfeiffersches Drüsenfieber. Bei diesem schwellen auch die Drüsen des Bauches – Leber und Milz – an und drücken auf umliegende Organe. Das wohl bekannte und wenig geliebte Seitenstechen beim Rennen hat möglicherweise auch in der Enge dieser Winkel Gegend eine Ursache.
In der Steilkurve
Nach der Milzkurve steigt der Dickdarm ab ins Becken. Er endet dann auf der linken Seite in einer S-Kurve. Dieser Teil des Dickdarms ist frei beweglich. Diese Darmschleife weist Ähnlichkeit mit einem griechischen Buchstaben, dem klein geschriebenen Sigma, auf. In der Sigma-Schlinge wird der Speisebrei verlangsamt und dem nachfolgenden Enddarm zugeführt. Bei Stau entstehen starke Expansions- und Fliehkräfte im Inneren des Darmrohrs. Diese führen besonders im Alter bei schwächer werdendem Wandtonus zu Ausbuchtungen in der Darmwand (Divertikeln). Divertikel ähneln Parkbuchten, sind nur weniger erwünscht als gefürchtet, da sich darin Speisebrei sammelt, der dann nicht mehr weiter transportiert wird. Dadurch kann sich das Divertikel entzünden, starke Schmerzen auslösen oder gar die Darmwand zum Einreißen bringen. Am Ende geht der Dickdarm in den Enddarm über. Dieser kann blähen und die gasförmige Phase der Darmluft von der wässrig festen Phase des Darmbreis getrennt behandeln.